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In bewusster Opposition zur traditionellen psychologischen Theoriebildung, die zumeist von allen gesellschaftlichen und historischen Bezügen losgelöste Vorgänge "in" den Menschen erforschen will, konzeptualisiert die Kritische Psychologie (1) ihren Gegenstand als Aspekt des Mensch-Welt-Zusammenhangs und muss sich demzufolge mit den konkreten Bedingungen auseinandersetzen, unter denen Menschen leben. Dieser Anspruch beinhaltet notwendig die Analyse der vielfältigen Bestrebungen zur Vereinnahmung der Menschen durch herrschende Instanzen, der ideologischen Kampagnen zur Durchsetzung herrschender Interessen auf dem Weg der Beeinflussung gesellschaftlicher und individueller Denkweisen und Befindlichkeiten.
Eduardo Galeano schreibt über die psychischen Auswirkungen derzeit bestehender Verhältnisse: "Es ist ein System, das die Menschen zur Einsamkeit, zur Angst, zur Hoffnungslosigkeit und zu Beklemmungen verurteilt. Es zerstört die solidarischen Beziehungen zwischen den Menschen. Es zwingt uns, die anderen als Feinde zu betrachten. Es überzeugt uns, dass das Leben eine Rennbahn ist, auf der es wenige Gewinner und viele Verlierer gibt. Es ist ein System, das die Seele vergiftet".(2)
Die Entstehung dieses "Systems" ist das Ergebnis der neoliberalen Restauration eines "von allen Beißhemmungen befreiten Kapitalismus"(3), dessen Funktionieren nicht nur eine veränderte Ökonomie erfordert, sondern auch Menschen mit bestimmten psychischen Eigenschaften. Neoliberalismus kann verstanden werden als politisches Projekt kapitalistischer Eliten, das die Wiederherstellung der unbeschränkten Autonomie der Besitzer von Geld- und Produktivvermögen zum Ziel hat. Eine Koalition aus transnationalen Konzernen, Finanzkapital und oberer Mittelschicht setzt mit regierungsamtlicher Hilfe ein allein an an der Renditeerwartung der "Shareholder" orientiertes Modell der ökonomischen Modernisierung durch und betreibt mit Lohnsenkungen und dem Abbau von Sozialleistungen zum einen, der Privatisierung öffentlichen Eigentums und immer neuen Steuergeschenken für Konzerne und Vermögende zum anderen eine großangelegte Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben.
Im Ergebnis kommt es zu riesigen Kapitalkonzentrationsprozessen auf dieser und einer bedrückenden Massenarbeitslosigkeit auf jener Seite: 18 Millionen Europäerinnen und Europäer, zu denen nach Prognosen von Weltbank und OECD in den nächsten Jahren noch 15 Millionen hinzukommen sollen, sind von jeder Erwerbsarbeit ausgeschlossen und entgegen allen regierungsoffiziellen Zwecklügen nach dem Muster "Halbierung der Arbeitslosigkeit bis dann und dann" besteht auf herrschender Seite keinerlei Bereitschaft zur Verbesserung dieses Zustands. Im Gegenteil: Sogenannte Vordenker wie der frühere US-Präsidentenberater Brzezinski gefallen sich im Verkünden zynischer "Visionen" von der zukünftigen "20:80 Gesellschaft": 20 Prozent mehr oder weniger gut Verdienende, die ausreichen sollen, um Produktion und Absatz zu gewährleisten und 80 Prozent Arbeitslose, die mit "tittytainment" bei Laune gehalten werden sollen, einer Mischung aus Almosen und primitiver Massenunterhaltung.(4)
Neben der Zahl der Arbeitslosen wächst die der arbeitenden Armen, die zum Teil auch mit mehreren "Beschäftigungen" nicht genügend Geld zum Überleben verdienen. Insgesamt gelten 50 von 370 Millionen Europäern als arm, darunter sieben Millionen in der BRD, während zugleich - nach einem UNO-Bericht - die 350 "globalen Milliardäre" genauso viel besitzen wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit zusammen.(5)
Zusätzlich zur ökonomischen Polarisierung erfolgt ein massiver Abbau demokratischer und sozialer Rechte. Institutionen, die - zumindest dem Wesen nach - politische Kontrolle und organisierte Interessenvertretung ausüben, wie Parlamente und Gewerkschaften, werden geschwächt und gesellschaftliche Alternativen - einschließlich sozialstaatlicher Kompromisse - diskreditiert.
Wenngleich sich diese Beschreibung fortsetzen ließe, drängt sich bereits hier die Frage auf, warum die Betroffenen das alles mitmachen. Und zwar nicht etwa widerstrebend, sondern scheinbar fügsam und ohne Gegenwehr.(6) Die Kritische Psychologie erfasst solche Prozesse des Sich-Einrichtens in schlechten Bedingungen mit dem Begriff der restriktiven Handlungsfähigkeit, wonach den Menschen ein widersprüchliches, letztlich selbstschädigendes Arrangement mit den bestehenden Herrschaftsverhältnissen als einzig mögliche Art der Lebensführung erscheint. Die Handlungsalternative des politischen Zusammenschlusses mit anderen in gleicher Lage bleibt weitgehend ungenutzt, das Wissen um die eigene Beteiligung an der Aufrechterhaltung der allgemeinen, damit auch der eigenen Unterdrückung und der Unterdrückung anderer wird verdrängt.(7) Den Grundbegriff der restriktiven Handlungsfähigkeit als Zentralkategorie kritisch-psychologischer Theoriebildung hat Klaus Holzkamp zu Beginn der 80er Jahre herausgearbeitet, um "formationsspezifische Erscheinungsformen menschlicher Subjektivität in der bürgerlichen Gesellschaft" zu analysieren.(8) Diese befand sich damals allerdings noch in einem sozialstaatlich reformierten Zustand, in welchem eine Verbesserung der allgemeinen Lebensverhältnisse erreicht werden konnte. Die Funktionsprinzipien der kapitalistischen Produktionsweise als einem Ausbeutungs-, Herrschafts- und Gewaltverhältnis waren zwar keineswegs außer Kraft gesetzt, doch schien die Unterstelltheit der Menschen unter die Verwertungsinteressen des Kapitals auch ihre eigenen Lebensansprüche zu gewährleisten: Lohnerhöhungen und Sozialleistungen sicherten die Funktionalität restriktiver Handlungsfähigkeit ab, den "kleinen Leuten" sei es "noch nie so gut gegangen wie heute", wurde Kritikern der Verhältnisse entgegengehalten.
Neoliberales Krisenmanagement: Bewusstseins- statt Besitzstandsbildung
Angesichts zunehmend schlechter Lebenschancen werden derart optimistische Sichtweisen seltener, womit aber zugleich ein Instrument zur Herstellung politischer Loyalität seine Wirksamkeit verliert und sich aus herrschender Sicht die Frage stellt, mit welchen Mitteln eine solche Loyalität aufrecht erhalten werden kann, wenn die materiellen Zugeständnisse, mit denen sie im sozialstaatlichen Kapitalismus einst begründet wurden, weitestgehend zurückgenommen werden. Dem Prinzip nach ist es dann nur logisch, dass - wenn die Teilhabe der Bevölkerung am gesellschaftlichen Reichtum so gering wie möglich ausfallen soll - außerwirtschaftliche Faktoren erforderlich werden, um einer potentiellen Legitimationskrise entgegenzuwirken: "Der Neoliberalismus ist darauf angewiesen, die Treue zu seiner Politik und zum System durch sogenannte Sinnstiftung, Betonung von Identität und Identifizierung, also durch nachdrückliche Bewusstseinsbildung zu gewährleisten".(9) Folgerichtig geht es im Diskurs der herrschenden Elite ständig um einen "dringend notwendigen Mentalitätswandel", d.h. um die Etablierung bestimmter psychischer Verfasstheiten. Ein bekanntes Beispiel ist die sog. "Ruck-Rede" des früheren Bundespräsidenten Herzog, die explizit psychologisch argumentiert: "Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: Der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaubliche mentale Depression - das sind die Stichworte der Krise". (10) Nicht etwa Arbeitslosigkeit, Umweltvergiftung oder militärische Hochrüstung erscheinen hier als Problem, sondern "wir selbst", die wir zu unflexibel, zu langsam, von einer "unglaublichen mentalen Depression" erfasst sind. Wir denken falsch, sind zu pessimistisch, Motivationslagen und Beziehungsformen lassen zu wünschen übrig und nach erfolgter Feststellung dieser "Defizite" werden die Eigenschaften verkündet, die wir statt dessen aufweisen sollen: "Mut", "Risikobereitschaft", "Leistungsfähigkeit", "Flexibilität".
Nun ließe sich zurecht einwenden, dass Präsidentenreden allein keine psychischen Dispositionen verändern. Um dies zu erreichen, müssen ihre Botschaften für die Lebensprobleme der Menschen funktional sein, oder zumindest den Anschein einer solchen Funktionalität erwecken. Der neoliberale Diskurs knüpft seine Denkangebote daher an den "stummen Zwang der Verhältnisse".(11) Seine Adressaten sind mehrheitlich keine unbefangenen Menschen, denen man unverbindliche Vorschläge zur Gestaltung ihrer Lebensbedingungen vorlegt. Vielmehr werden Menschen, die in existentieller Hinsicht unter Druck stehen und die man mit dem Schüren zusätzlicher Ängsten noch mehr unter Druck zu setzen versucht, massiver massenmedialer Beeinflussung ausgesetzt. Ängste dieser Art reduzieren Reflexions- und Kritikfähigkeit und befördern den Wunsch nach einfachen Erklärungen für die bedrohliche Situation, in der man sich befindet, Erklärungen, die der neoliberale Diskurs dann selbst liefert.
Standort gegen Standort: "Globale Bedrohung" und "nationale Chance"
Die jüngere Geschichte neoliberaler Kampagnen beginnt mit der Rede vom bedrohten Standort: "Der Gedanke ist bestechend einfach: Das Kapital strebt in Regionen, in denen die Verwertungsbedigungen am günstigsten sind. Um es hier zu halten - und damit Arbeitsplätze und Steuereinnahmen - muss man daher die Kapitalverwertungsbedingungen fördern".(12) Diese Logik eröffnet das Rennen um die niedrigsten Löhne und die schlechtesten Schutzbestimmungen, mit anderen Worten: Um die asozialsten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Um diesen zu Akzeptanz zu verhelfen, entwirft der neoliberale Diskurs das Bedrohungsszenario eines als unausweichlich gesetzten Globalisierungsschicksals. Darin hätten es - wie eine nimmermüde "Standortdiagnostik" verkündet - die europäischen "Standorte" besonders schwer, denn sie seien gleichermaßen von "asiatischen Verzichtsgesellschaften" wie "nordamerikanischer Marktvernunft" bedroht. Folglich ist eine Rettung des Standorts in seiner gegenwärtigen Verfassung keinesfalls möglich, kann aber für den Fall radikaler Veränderungen dennoch in Aussicht gestellt werden, denn der "globalen Bedrohung" stünden "nationale Chancen" gegenüber. So forderte Bundeskanzler Schröder zu Zeiten seiner Kandidatur die Deutschen auf, sich zu entscheiden, ob sie "im Prozess der Globalisierung Hammer oder Amboss" sein wollten und ließ umgehend die Verordnung seiner "Therapie" folgen: Wer zum Globalisierungshammer werden will, muss einsehen, "dass Innovationsfähigkeit im Kopf anfängt"(13) und künftig alle gesellschaftlichen Bereiche, auch solche wie Bildung oder Gesundheit, im Licht ihrer "Standorttauglichkeit" betrachten. So sollen Universitäten nach ihrem Umbau zu einer "wirtschaftsnahen Forschungslandschaft" keine Erkenntnisprozesse mehr organisieren, sondern die Lieferung verwertungsgerecht aufbereiteten "Humankapitals" besorgen und in den als "profit-center" gegeneinander konkurrierenden Krankenhäusern verkaufen als "Unternehmer" tätige Ärzte ihren früheren Patienten, die dann Kunden heißen, die in Warenform erhältlich Gesundheit.
Die Begriffe "Diagnostik" und "Therapie" werden hier keineswegs zufällig verwendet. Der neoliberale Diskurs ist durchzogen von pseudomedizinischen und pseudopsychologischen Begriffen. Da gibt es Betriebe, die sich "gesundschrumpfen", Fieberkurven, die die "Krankheit der Arbeitslosigkeit" darstellen und davon Befallene, die "am Tropf der Sozialversicherung" hängen. Mit Behauptungen wie, "Investoren" würden Deutschland "wie die Pest meiden", wird der Eindruck tödlicher Bedrohung zu wecken versucht, und die Unumgänglichkeit einschneidender Maßnahmen suggeriert. Den Wortführern der Debatte geht es darum, die neoliberale Marktgläubigkeit als vorgeblichen "Sachzwang" ins öffentliche Bewusstsein zu transportieren. Was im Namen von Standort und Globalisierung geschieht, erscheint nicht als Resultat interessengeleiteten Handelns, sondern als unausweichliches Wirken anonymer Mächte und steht außerhalb der Kritik, da ja lediglich das ohnehin Unvermeidliche exekutiert wird.
Neben den pseudomedizinischen Metaphern sind auch solche aus dem Sportbereich beliebt. Die Menschen müssten "fitgemacht" werden für den "gesunden Wettkampf" der Weltmarktkonkurrenz. Deutschland müsse ein "Fitnessprogramm" absolvieren, um weiter in der "Weltklasse" oder in der "ersten Liga" spielen zu können, während Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit den "Standort in die Kreisklasse zu stürzen" drohten. Die Begriffskostümierung vermischt zwei verschiedene Botschaften: Einerseits wird die "gesunde Härte" des durchtrainierten Athleten gepriesen, dem "der Sieg" als Lohn für Anstrengung und Verzicht winkt, andererseits werden Betriebsschließungen und Massenentlassungen zum fröhlichen Gesellschaftsspiel verniedlicht.
Prüft man den Wahrheitsgehalt der Katastrophendiagnose, stellt man schnell erhebliche Widersprüche zur tatsächlichen Lage fest. Deutschland ist nach wie vor Exportweltmeister, Banken und Konzerne machen riesige Gewinne und sind in den letzten 20 Jahren immer wieder steuerlich entlastet worden. Dennoch "erlaubt es die Standort-Rhetorik ein Mangel- und Bankrottszenario aufrechtzuerhalten und kaum jemand fragt, warum nicht Gewinne und Renditen besteuert werden, sondern Kinder- und Arbeitslosengeld".(14) Es soll eine Denkweise etabliert werden, die auf Abwanderungsdrohungen der Kapitalseite reflexartig mit "freiwilligem" Verzicht auf eigene Lebensansprüche reagiert. Es geht darum, "den Armen klarzumachen, dass es ihnen besser gehen wird, wenn sie den Reichen auch noch etwas abgeben".(15)
Spardebatten in einem reichen Land: "Schlankheit", "Fitness" und Zynismus
Wer jegliche Form von Sozialstaatlichkeit zerschlagen will, muss neben der Formierung von Denkstrukturen auch die Überwindung emotionaler Barrieren organisieren, die einer massiven Verunsicherung der Lebensverhältnisse entgegenstehen. Eine in Permanenz geführte "Spardebatte" behauptet mit Verweis auf vorgeblich "leere Kassen", dass der Sozialstaat zur Standortbedrohung geworden und "nicht mehr finanzierbar" sei. Er habe sich zu einem "Versorgungsstaat" entwickelt, den "wir" uns nicht mehr leisten könnten. "Nächstenliebe" sei "verstaatlicht" worden und müsse nun als "sozialer Wildwuchs" auf ein standorttaugliches Maß zurückgeschnitten werden. Gefordert werden "Mut statt Angst", "Eigeninitiative statt Anspruchshaltung" und "Leistung statt Sozialgejammer".
Auch hier werden individuelle Defizite diagnostiziert. Herzogs "Ruck-Rede" bescheinigt uns emotionale Fehlhaltungen: "Wir" sind nicht nur "unflexibel" usw., sondern von einer "deutschen Krankheit" namens Angst befallen. Anstatt "in klaren Sätzen zu sagen was Sache ist, gefallen wir uns in Angstszenarien" und müssen folglich mit dem Schlimmsten rechnen, denn "eine von Ängsten erfüllte Gesellschaft wird unfähig zu Reformen und damit zur Gestaltung der Zukunft".(16) Die Methode besteht hier darin, "uns" die Ängste, die als Reaktion auf die pausenlos von herrschender Seite beschworenen Bedrohungsszenarien durchaus angemessen sind, auch noch zum Vorwurf zu machen. "Wir" sind die Ursache des Problems und haben deshalb das Büßergewand völliger Anspruchslosigkeit überzuziehen und mit Leistung plus Lohnzurückhaltung um Vergebung für "unsere" Sünden zu betteln.
Frappierende Beispiele dieser Argumentationslogik liefert eine demokratie- und sozialstaatsfeindliche Kampfschrift mit dem Titel "Wir Zukunftsdiebe". Die Autorin Heidi Schüller, eine ehemalige olympische Leichtathletin gehörte 1994 zum Schattenkabinett des damaligen Kanzlerkandidaten Scharping. Sie betreibt in ihrem Buch eine teils inquisitorisch wirkende Fahndung nach "Dieben jugendlicher Zukunft", zu denen vor allem "die Rentner" gehören, die als "überbordende Altlasten" (...) "die Überfrachtung der unter 40jährigen" herbeiführen.(17) Anschließend wird die Frage aufgeworfen, was "verantwortliche Eltern" tun müssen, "um die ahnungslosen Wohlstandskinder aus ihren paradiesischen Sozialstaatsträumen wachzurütteln".(18) Sollte dieser Weckruf misslingen steht uns auch hier der Untergang bevor, denn es wurde "schon viel zu lange in die Wohlbefindlichkeit der alten Wählermehrheiten" investiert, "statt in die Zukunftssicherung für die junge Generation".(19) Um sich die Stimmen der "Alten und Hinterbliebenen" zu sichern, wird "aus wahltaktischem Kalkül der Seniorenpark errichtet und nicht das kostenlose Internet-Café für die Kids".(20) Demokratie ist "ständig auf der Suche nach gratismutigen Gesetzen"(21) und "selbst jetzt, wo uns der Kittel brennt, wo das deutsche Wohlstandshaus in Flammen steht, polieren sich unsere Feuerwehrmänner (...) noch immer eitel die Goldknöpfe ihrer Uniformen und stehen sich gegenseitig aus ideologischen Nickeligkeiten auf dem Wasserschlauch".(22)
Man sieht: Nicht nur Sozialstaatlichkeit, auch Demokratie wird mit der Sparparole bekämpft. Dabei handelt es sich um eine schwierige Aufgabe, war doch "Demokratie" bislang ein hochbesetzter Begriff. Um nun das lange Gepriesene in den Dreck zu treten, bedarf es schon einiger Anstrengung, doch werden angesichts des Schreckensbildes eines "brennenden deutschen Wohlstandshauses" sicher nicht wenige einsehen werden, dass nun endlich die große Feuerwehrkoalition her muss, deren Einheitsvernunft den zukunftsvernichtenden Flächenbrand der "Anspruchsinflation" austritt. Opposition dagegen muss als unterlassenes Löschen verschwinden: "Wer heute noch nicht begriffen hat, dass Umverteilung allein nicht reicht, sondern ganz konkreter Verzicht auf Sozialleistungen (...) gefordert werden muss, lebt außerhalb der Realität - der ist nicht nur nicht regierungsfähig, sondern noch nicht einmal oppositionsfähig. Es geht nicht mehr nur um Kostenreduzierung und Renditeüberlegungen, sondern auch um einen Mentalitätswandel. Es geht um die Rückkehr einer pathologisierten Jammergesellschaft zu einer (...) leistungsbereiten und leistungsbelohnenden Gesellschaft. Das wird ein Herkulesakt für unsere vergreisende Demokratie".(23)
Um diesen Akt voranzubringen, erhebt Schüller die Forderung nach einer allgemeinen Arbeitspflicht, damit "alle ihren Beitrag leisten (...) jeder, bis auf Hilflose, Schwerstkranke, Kinder und Greise sowie Mütter in der Erziehungsphase" (24). Bloß Schwerkranke gelten der Autorin, die der Klappentext ihres Buches als ehemalige Ärztin ausweist, die "freiwillig aus dem medizinischen Betrieb ausgeschieden" ist, offenbar als arbeitsfähig.
Eine herausragende Rolle bei der gegenwärtigen Brutalisierung der Lebensverhältnisse spielt die Verknüpfung von Sozialstaatskritik mit der erwähnten Schlankheits- und Fitnessrhetorik. Der Staat wird mit Verfettung und Verweichlichung konnotiert, Maßnahmen, die Sozialleistungen reduzieren, werden als heilsame Medizin dargestellt. Dass dabei Menschen in Armut und Obdachlosigkeit getrieben werden, gilt wegen der "vielen Sachzwänge" leider als unvermeidlich.
Um das "Fett" der Sozialstaatlichkeit zu bekämpfen, müssen Betriebe, der Staat und die Emotionalität der Menschen "verschlankt" werden. Letztere soll - nach ihrer Befreiung von moralischem Ballast - auf eine verwertungspraktisch kanalisierbare Begeisterungsfähigkeit für nationale Interessen und betriebliche "Visionen" abmagern.(25)
Die "Schlankheits"-Rhetorik gehört zum umfassende Komplex neoliberaler Zynismen, in denen Menschen allein unter dem Aspekt ihrer ökonomischen Verwertbarkeit vorkommen und die eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer propagieren, wie beispielsweise in Form der Parole: Wer Sozialhilfe beziehe, sei "nicht arm". Die Frage, was es eigentlich bedeutet, von den erbärmlich niedrigen Sozialhilfesätzen leben zu müssen, taucht nicht auf. Das Zynische der Parole liegt v.a. darin, dass Sozialhilfeleistungen selbst im offiziellen Verständnis nur das Existenzminimum abdecken. Wer bestreitet, dass es sich dabei um einen Zustand des Armseins handelt, verortet diesen also noch darunter und verwechselt Armut offenbar mit Verhungern.
Andere Zynismen treten als geheucheltes Mitleid auf, um benachteiligte Menschen zu verhöhnen. Der frühere Sozialminister Blüm versicherte denjenigen, die nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf haben, es sei "wahrhaft keine Schande, auch mal unter Brücken zu übernachten", als sei Obdachlosigkeit eine Art Abenteuerurlaub.(26) Tatsächlich geht es darum, den Skandal der Wohnungslosigkeit inmitten des protzig zur Schau gestellten Reichtums einer Minderheit als fraglos zu akzeptierende Normalität darzustellen.
Letztlich resultiert der Zynismus der Spardebatte aus dem Umstand, dass diejenigen, die selbst lebenslänglich abgesichert sind, denjenigen die in ständiger Zukunftsangst leben, mit der perfiden Rede von der "Vollkaskomentalität" das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Verlässlichkeit auch noch zum Vorwurf machen und gerade von Menschen in den unsichersten Lebenslagen "Mut zum Risiko" fordern.
Menschen als "Wohlstandsmüll": Die Armen als Schuldige am Elend der Reichen
Im nächsten Schritt werden die Opfer zu Projektionsfiguren. Es beginnt die Debatte um den "Sozialmissbrauch", die behauptet, es gäbe eine massenhafte Inanspruchnahme sozialer Leistungen durch nicht bezugsberechtigte Personen, was aufgrund "leerer Kassen" nicht mehr "hingenommen" werden könne und dem mit Leistungskürzungen und scharfen Kontrollen zu begegnen sei. Die Missbrauchsdebatte verleiht dem Gesamtprozess diskursiver Subjektformierung erst ihre eigentliche Praxisrelevanz, indem sie die Wirkung der Standort- und Sparparolen auf die Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen transportiert. Dort müssen sich formierte Denkweisen und Befindlichkeiten als gesellschaftliche Praxis manifestieren, um die gewünschten Ergebnisse hervorzurufen.
Und auch die Missbrauchsdebatte bedient sich zynischer Diffamierungen, wobei vor allem die Rede von den "Sozialschmarotzern" als Kampfbegriff fungiert. Als solche gelten Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, chronisch Kranke und Rentner, aber auch "Scheinstudenten" und Alleinerziehende, die vorgeblich ein arbeitsfreies Leben auf Kosten der Allgemeinheit führen wollen. Auch hier geht es um die Beschuldigung der Opfer, wie in Ex-Kanzler Kohls Wort vom "kollektiven Freizeitpark", das den Zwangsurlaub der Arbeitslosen zum wonnigen Sonntagsvergnügen verdreht und ihnen zusätzlich zu Existenzangst und Selbstwertverlust auch noch Scham und Schuldgefühle aufnötigt.
Ein besonders offenes Bekenntnis zum Wohlstandschauvinismus lieferte der Vorstand des Nestlé-Konzerns, Maucher mit seiner Lesart neoliberaler Wirtschaftsethik, nach der es sich bei Arbeitslosen, Alten und Kranken um "Wohlstandsmüll" handelt, wobei er aber gütig betonte, "dass wir genug Geld haben, diejenigen zu unterstützen, die wirklich alt, krank oder arbeitslos sind" und es "in Kauf nehmen müssen, dass wir einen Teil der Bevölkerung durchfüttern".(27) Die Parole "Almosen statt Sozialstaat" wird hier gefährlich zugespitzt: Wer Menschen zu "Müll" erniedrigt, macht nicht nur deutlich, dass die Unterstützung der "Überflüssigen" vom eigenen Wohlwollen abhängig ist und jederzeit eingestellt werden kann. Es geht nicht nur um die Androhung unterlassener Hilfeleistung. Das Vorhandensein von Müll fordert nicht Passivität und Duldung, sondern verlangt Ärmelaufkrempeln und Fegen. Müll muss weg. Die Behauptung, in Person der Arbeitslosen, Kranken und Alten werde "Müll" von "uns" durchgefüttert, bedeutet: "Wir" können auch anders. "Wir" können "denen" nicht nur die Unterstützung entziehen, wir können sie auch wie Müll beseitigen. Dass diese Schlussfolgerung unausgesprochen bleibt, gehört zum Kalkül. Der Brandstifter überlässt sie seinem Publikum, das für selbstgedacht und selbstgewollt hält, was ihm täglich souffliert wird.
Nachdem sich Konzernlenker Maucher dergestalt erklärt hatte, wollte der damalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Seite, CDU, nicht zurückstehen und teilte US-amerikanischen Wirtschaftsvertretern mit, in "seinem" Bundesland gäbe es einen "gesellschaftlichen Bodensatz von 20 Prozent an reformunwilligen und schwachen Menschen".(28) Die Kriterien für die Feinderklärung werden erweitert. Zielt Mauchers "Wohlstandsmüll" mit der Messlatte ökonomischer Verwertbarkeit auf die Dehumanisierung aller, die als "Humankapital" keine Maximalprofite abzuwerfen versprechen, addiert Seite mit "Reformunwilligkeit" die Frage der Systemloyalität hinzu. Als "Bodensatz" gilt, wer Kritik am Bestehenden äußert und eine "Reform" genannte Politik des sozialen Kahlschlags ablehnt.
Im gleichen Sinn kommen noch weitere Zynismen zum Einsatz: So sind auch "Belegschaftsaltlasten" Menschen, die das Kapital eigentlich nicht mehr braucht, sie sich aber doch noch als "Rationalisierungsreserve" hält, bis sie den Verwertungsprozess soweit stören, dass sie als "Investitionshemmnisse abgewickelt", also entlassen werden, um dann in der "Warteschleife" (das bedeutet Arbeitslosigkeit) als "Unterprivilegierte" das Leben von Menschen zweiter oder dritter Klasse zu führen. Ähnliches meint die entsetzliche Rede von der "Entschlackung der Verwaltung", die - als falsche Bürokratiekritik getarnt - Menschen zu Abfall erklärt.
Vor allem die Parole von den "Sozialschmarotzern" setzt die pseudomedizinische Sprache der "Standortdiagnostik" fort und hebt sie zugleich auf eine neue Stufe. Der einst "gesunde Volkskörper" ist nicht irgendwie "krank", sondern von konkreten "Parasiten" befallen. Differenzierende Analysen werden überflüssig, es hilft nur die Radikalkur: Das Ungeziefer muss weg, damit der Körper wieder genesen kann. Die Gefahr, wird suggeriert, geht nicht nur von "Sachzwängen" und "individuellen Fehlorientierungen" aus, sondern von organisierten Banden, von durchs Land reisenden "Sozialkriminellen mit Obdachlosenausweis", die sich eine Art Sport daraus machen, die Allgemeinheit auszunutzen. "Sie sind viele, sie sind überall, sie sind gefährlich", lautet die Botschaft. "Wir" sind umzingelt und von raubgierigen Schädlingen befallen. Die von den Parasiten verursachte Krankheit wird zur Seuche. Seuchen erfordern besondere Maßnahmen, zu ihrer Bekämpfung sind alle Mittel erlaubt. In Zeiten der Seuche gilt der Ausnahmezustand. Die "Missbrauchsdebatte" funktionalisiert den Skandal der Massenarbeitslosigkeit auch noch zum Vorwand für die zunehmende Entrechtung der Betroffenen im Zuge eines unerklärten Notstands.
Wer sich dem neoliberalen Diskurs entgegenstellt, auf Widersprüche und herrschende Interessenlagen hinweist, besonders aber, wer die Einkommen der Reichen und Superreichen thematisiert, sieht sich indessen mit dem Kampfbegriff des "Sozialneids" konfrontiert. Dieser versucht, normale Lebensansprüche, die für immer mehr Menschen unerreichbar werden, mit der Aura des Anstößigen zu versehen, während zugleich die Medien der "Besserverdienenden" über deren "neuen Spaß am Luxus" berichten. "Sozialneid" ist die Abwehrfigur derer, die anderen Verzicht predigen und sich dabei selbst die Taschen füllen.
Damit erscheint rückblickend die Missbrauchsdebatte noch einmal in einem anderen Licht, unterstellt man darin doch "Personen, die man überhaupt nicht kennt", es sei ihnen "gleichgültig, woher ihr Einkommen rührt, solange nur die Kasse stimmt".(29) Tatsächlich aber passt diese Vorstellung viel besser auf andere gesellschaftliche Typen: Auf Spekulanten und Rentiers, deren Dividenden mal aus der Produktion von Lebensmitteln, mal der von Waffen resultiert. Man erkennt die Projektion als psychologisches Prinzip der Missbrauchsdebatte: Die Eigenschaften, die den Arbeitslosen zugeschobenen werden, entstammen dem ökonomistischen Welt- und Menschenbild der neoliberalen Wirtschaftstheorie selbst. Die darin verherrlichte Asozialität der grenzenlosen privaten Bereicherung wird von ihren Protagonisten gelöst und auf andere übertragen.(30)
Die verordnete Entpolitisierung: "Freakiges Design" statt "Egalisierungsspleens"
Für den Fall, dass sich an der Grandiosität des neoliberalen Heilsplanes noch irgendein Zweifel regen sollte, haben sich seine Erfinder einen weiteren Trick ausgedacht, die sog. TINA-Strategie. Das Kürzel steht für die Parole "there is no alternative" und soll alles, was im herrschenden Interesse geschehen soll, zum einzig möglichen und einzig vernünftigen Weg verklären. Die Anwendungsmöglichkeiten erscheinen praktisch unbegrenzt. Will man einen Angriffskrieg führen, erklärt man, es gäbe - wegen der "Menschenrechte" - "keine Alternative". Werden mit immer neuen "Sparpaketen" die Armen noch ärmer gemacht, nennt man das "Konsolidierungskurs" und verkündet, es gäbe "keine Alternative". Müssen zwecks gewinnträchtiger Zerstörung von Naturschutzgebieten gültige Gesetze ausgehebelt werden, existiert zur Industrieansiedlung an gerade diesem Ort ebenfalls "keine Alternative".
Besonders lebendig fallen einschlägige Formulierungen einmal mehr bei der Beinahe-Ministerin Schüller aus, die betont, dass es zur Beseitigung "wabernder Sozialpolitik keine Alternative gibt",(31) da "hilft kein Generationenvertragsgesülze und keine Gewerkschaftsprosa mehr und auch kein Sozialstaatsgesäusel".(32) Allerdings ist zu befürchten, dass "betriebsblinde Proteste, die notwendigen Reformen verhindern",(33) obwohl "viele Abstrusitäten unseres Sozialsystems den meisten Protestlern überhaupt nicht geläufig sind. Sie laufen den plakativen Parolen hinterher und sind sich noch nicht einmal bewusst, dass nur einschneidende Korrekturen ihre persönliche Situation auf Dauer verbessern können".(34) Neben der dreisten Forderung, die Menschen sollten bei der Zerstörung ihrer sozialen Errungenschaften selbst mithelfen, will die Autorin hier allen, die sich für soziale Belange einsetzen, einfach die Kompetenz absprechen. Das Lächerlichmachen von Opposition soll jeglichem politischem Engagement den Anstrich des Absurden geben und diese Sicht im öffentlichen Bewusstsein zu einer anti-emanzipatorischen und demokratiefeindlichen Denkfigur generalisieren. Die Formierung hemdsärmeliger Biedermänner, die auf den bloßen Anblick eines Demonstrationszuges mit Kopfschütteln und Abwinken reagieren, die "wissen", dass der herrschende Zustand "richtig" und Kritik "Quatsch" ist, stellt das Ziel der Übung dar. "Interessenvertretung ist kindisch und dumm", lautet die Botschaft.
Dasselbe gilt für den Wunsch nach besseren Lebensverhältnissen, gegen den schon Kinder immunisiert werden müssen. Schüller plädiert hier für mehr Leistungsorientierung in der Vorschulerziehung, doch leider "werden sie (die Kinder, T.G.) ja mit unserer 'Eideidei'-Pädagogik so hoffnungslos unterfordert - mit Halbwissen aus Soziologie und Psychologie, mit Heile-Welt-Phantasmen und Egalisierungsspleens".(35) Hart, aber alternativlos, das "Fitmachen" der Kleinen für den Kampf ums Dasein. Sich für die Schaffung von Verhältnissen einzusetzen, die allen Menschen ein einigermaßen gutes Leben ermöglichen würden, kann dagegen nur naiven Sozialromantikern einfallen, die ihren Nachwuchs mit solchen "Spleens" verderben wollen. Wer seinem Kind Gutes will, sieht ein, dass es keine Alternative gibt zu seiner frühzeitigen Abrichtung zum Egomanen, der sich gegen alle Konkurrenten "zu behaupten" versteht. Und so gibt Schüller ihren eigenen Sprösslingen den Rat: "Lasst Euch nicht überfrachten mit altbackenem Nonsens ideologischer Fossilien. Eure Zukunft verlangt Realitätsnähe und Pragmatismus. Jeder, der Euch etwas anderes erzählt, macht Euch lebensuntüchtig. Und bitte nicht den Traum des Wohlstands für alle (...), der existiert nur in den Köpfen von Phantasten, und Ihr zahlt die Zeche".(36) Man sieht: Über "etwas anderes" darf gar nicht erst nachgedacht werden.
Am Ende verrät Schüller ihren Leserinnen und Lesern das Wundermittel gegen Deutschlands Untergang: Es sind die "Youngster", auf die wir setzen müssen. Denn die "Youngster", so ist zu lesen, "agieren einfach. Manchmal ohne recht zu wissen, was sie tun. Und siehe da, oft genug geht es sogar gut, und sie zaubern neue Produkte und Branchen aus dem Hut (...), häufig Nonsensprodukte, aber (...) mit hoher Wertschöpfung. Und ihre gleichaltrigen Kollegen aus der Werbebranche designen mit freakigen Kampagnen einen neuen - künstlichen - Bedarf. So crazy läuft das. Egal: Alles ist besser als Stagnation und lähmende Jaulerei".(37)
Sinnlose Produkte sind also die "wahren Alternativen". Ihre Details sehen so aus: "Die größte Wertschöpfung lässt sich heute mit Produkten erzielen, die mit (...) viel Phantasiebeimischung am Markt platziert werden: Mit (...) der Vision von Zeitgewinn, mit Luxus-Körperkult-Produkten und Emotionalia, die eine paradiesische Existenz bis ins biblische Alter versprechen, kurz: mit allem, was defizitäre Gefühle wie (...) Sicherheit, Phantasie und Schönheit bedient. Knallharte Geschäfte mit weichen Gefühlen - das ist die Erfolgsmasche der Jahrtausendwende. Irgendwie irrational, aber erfolgreich, dieser moderne 'ökonomische Romantizismus'".(38)
Hergestellt werden soll nicht einmal mehr eine Ware, sondern nur noch die Illusion einer Ware: "Visionen", "Versprechen", "Kultprodukte", bei denen es aber typischerweise um "die höchste Wertschöpfung" geht. Auf der einen Seite Massenarbeitslosigkeit, auf der anderen immer reichere Reiche, die - nachdem sie schon alles andere besitzen - nach "Emotionalia" dürsten. Deutlich wird hier, dass es überhaupt nicht um Problemlösung geht. Schüller ja nennt ihre eigenen Vorschläge treffend "Nonsens" und "irgendwie irrational". Es geht nicht um Auswege, sondern darum, das Denken der Menschen an die vorgebliche Ausweglosigkeit zu fesseln.
Ist dies erreicht, werden normative Vorstellungen davon verbreitet, wie die Menschen nach dem "Mentalitätswandel" sein sollen. Es werden Vorbilder präsentiert, die zeigen sollen, dass die Situation zwar "ausweglos" ist, aber dennoch "Spaß machen" kann, wenn man nur unbegrenzt anpassungsfähig ist. Eine kleine Elite jugendlicher "Durchstarter" hat das bereits erkannt: "Noch aber leben die wenigen wirklich kreativen jungen Menschen wie Schmetterlinge an der Leine. Ihr kompromissloser Optimismus ist ansteckend, wenn auch gelegentlich realitätsfremd. Und dennoch, sie agieren mit Verve, sie lassen sich von den programmierten Problemen (...) nicht die Laune verderben. Was schert sie ein unfinanzierbarer Sozialstaat, leere Rentenkassen und die Währungskriterien von Maastricht? Sie gehen nicht auf die Straße, nicht in die Parteien und schon gar nicht in die Gewerkschaften"(39).
Endlich ist sie am Ziel. So sollen sie sein, die "Retter der Zukunft": Uninformiert, unpolitisch, gleichgültig gegenüber allen ohnehin "programmierten Problemen", aber "hochmotiviert" beim "designen freakiger Werbekampagnen", um uns statt vernünftiger Produkte "Emotionalia" anzudrehen. Widerstand gegen Krieg, soziale Ausgrenzung, Neonazismus? Wozu das denn?! Demokratie? Über Bord damit! Gewerkschaften? Schnee von gestern! Ist die "Schmetterlingskreativität" erst einmal von der Leine, sind derart rückwärtsgewandte Orientierungen obsolet. Die "Verve" der "kompromisslosen Optimisten" (wenngleich etwas "realitätsfremd") verträgt sich nicht mit miesepetrigem Problematisieren. "Ansteckende" Affirmationslust ist gefragt.
Das Genie der "Durchstarter" wird erst richtig deutlich, wenn man die von Schüller präsentierten Gegenbilder hinzuzieht: "Von den braven Angestellten und Beamten geht die Reaktivierung einer Erfolgsgesellschaft sicher nicht aus. Auch nicht von den vielen Dienstleistern im Sozialbereich oder den Politologen und Sozialkundlern diverser Discount-Universitäten".(40) Im Vordergrund: Hass schüren gegen Menschen im öffentlichen Dienst, Hass gegen Menschen in Sozialberufen, Hass gegen Intellektuelle. Die eigentliche Absicht: Gesicherte Arbeitsverhältnisse zerstören (Angestellte und Beamte), das Sozialwesen zerstören (weil Armutsrentner für Trinkgelder die Sozialarbeit machen sollen), die Gesellschaftswissenschaften zerstören und die Menschen verdummen, damit niemand den Betrug bemerkt. Wichtiger als "Discount - Universitäten" sind für eine "Erfolgsgesellschaft" nach Schüllers Auffassung die "Nonsens-Produkte" der "Spinner und Tüftler".(41) Auf dass alles auch weiterhin "so crazy" und "irgendwie irrational" läuft.
Der Mensch als "Unternehmer seiner Arbeitskraft und Daseinsfürsorge"
Die Propagierung des "Mentalitätswechsels" ist gleichbedeutend mit der Formulierung psychologischer Imperative, die zur Übernahme bestimmter Denkweisen, Gefühle und Beziehungsformen auffordern. So beklagt Heidi Schüller auch die "die Kinderfeindlichkeit unserer Gesellschaft".(42) Allerdings nicht etwa deshalb, weil Kinder auch Menschen sind, denen eine menschenwürdige Behandlung zusteht, sondern weil suboptimale Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Eltern am ständigen Wechsel ihres Wohnortes hindern, was aber zum Leben "moderner" und "flexibler" Menschen offenbar ebenso "selbstverständlich" gehören soll, wie die damit verbundenen Beziehungsabbrüche.(43)
Gewollt sind bindungslose Lohnvagabunden, die ihre Zelte überall dort aufschlagen, wo ihnen kurzfristig wechselnde Verwertungsinteressen die "Chance" vorübergehender "Beschäftigung" bieten. Heidi Schüller verkündet die Anforderungen, die an das "Humankapital" gestellt werden: "Jünger als Hochschulabsolventen, bescheidener in ihren Gehaltsvorstellungen, belastbarer (...) weniger verwissenschaftlicht, sind sie die Renner bei den Personalchefs der großen Konzerne".(44) Selbst für die "unteren Ränge" soll in Zukunft gelten: "Entwicklungs- und Karrierechancen bleiben nur den Hochmotivierten und Leistungsbereiten vorbehalten, der internationale Konkurrenzdruck - selbst um die 'bad jobs' wird gnadenlos (...). In einigen Branchen ist es bereits soweit (...): Im Baugewerbe, im Software- und Medienbereich (...) und selbst im heimischen Rotlichtmilieu".(45) Was auf den ersten Blick unglaublich erscheint, steht schwarz auf weiß im Text einer sozialdemokratischen Kandidatin für das Gesundheitsministerium: Auch das deutsche Bordell wird zum bedrohten Standort, der nur mit "hochmotiviertem" Personal zu retten ist. Was soll das? Ein Schreibfehler? Eine Panne des Lektorats? Nichts von alledem. Es sind normative Menschenbilder, die hier propagiert werden: "Hochmotiviert und leistungsbereit" muss schon sein, wer nur einen "bad job" ergattern will, der nicht einmal das Überleben sichert. Wer Geld braucht, hat sich zu prostituieren, hat gefügig und den Herren der Welt zu Willen zu sein, bereit sich anzubieten, sich mit Leib und Seele zu verkaufen.
Auf einzelbetrieblicher Ebene ist man bei der Schaffung des allseits verfügbaren Menschen schon einen Schritt weiter: Japanische Unternehmen suchen "in ihren ausländischen Niederlassungen sowohl das lokale Management wie die Arbeitnehmer danach aus, ob sie Persönlichkeitseigenschaften aufweisen, die eine erfolgreiche Adaption an die importierten Managementtechniken erwarten lassen: Geringe Ichbezogenheit, hohe Frustrationstoleranz, 'ehrerbietiges', also (...) devotes Verhalten gegenüber Vorgesetzten".(46) Formierte Subjektivität ist hier schon Voraussetzung für den Antritt einer Stelle. Die passende Verklausulierung liefert die "Managementliteratur", wo unterwürfiges, aber zugleich "kreatives", ehrerbietiges, aber zugleich "selbstorganisiertes" Personal gefordert wird. Gehorsame Befehlsempfänger sind gefragt, die sich bei der Ausführung ihrer Aufträge autonom wähnen - Menschen, die wollen, was sie sollen.
Sozialpsychologische Modetheorien feiern solche Entwicklungen indessen als "Fortschritt". Da ermöglichen angebliche "Individualisierungsschübe" das "Basteln an Patch-Work-Identitäten". Da warten ganze Welten voller "Chancen" auf die aus allen sozialen Bezügen gerissenen Subjekte, da öffnen sich die Tore der Berufsgefängnisse zum "lebenslangen Lernen" und als Lohn für "Mobilität und Umstellungsbereitschaft" winkt am Ende der Erwerb von "Kompetenz für Modernität".(47)
In der Sprache seiner Protagonisten trägt dieses Programm den Titel "der Mensch als Unternehmer seiner Arbeitskraft und Daseinsvorsorge", wie vor einiger Zeit von einer "Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen" publiziert. Darin wird zunächst beklagt, dass "große Bevölkerungsteile den Verschiebungen im weltwirtschaftlichen Gefüge nur unzureichend Rechnung tragen".(48) Beklagt wird weiter die "zu geringe Neigung zu einfacher und belastender Erwerbsarbeit" sowie eine "zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen".(49) Auch seien "im niedrig produktiven Bereich die Löhne gemessen an den Sozialtransfers zu gering"(50), was im Klartext heißt: Die "Transfers" sind zu hoch und müssen weg, damit die Menschen gezwungen sind, jede Schuhputzerstelle anzunehmen. Im Sommer als Erntehelfer, im Winter zum Schneeschippen, "gemeinnützige Arbeit" für Stundenlöhne zwischen zwei und drei Mark, das soll die "Perspektive" für die "Lebensunternehmer" sein. Im "niedrig produktiven Bereich", so die Kommission weiter, befänden sich riesige Potentiale, und zwar "einfache hauswirtschaftliche Dienste wie Wäsche waschen (...) und einkaufen, einfache Freizeitdienste, wie Gepäcktragen am Bahnhof oder Helfen am Skilift, einfache 'Lifestyle Dienste', z.B. Zugezogenen in der neuen Stadt helfen, sich zurechtzufinden".(51)
Da es sich bei diesen grandiosen Aufgaben um extrem schlecht bezahlte Tätigkeiten handelt, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein, damit sich die "riesigen Beschäftigungspotentiale" erschließen lassen. Der allgemeine Lebensstandard muss weiter sinken, die Einkommen der oberen Mittelschicht dagegen steigen, damit sich deren Angehörige die Dienstboten auch halten können und die Arbeitslosen müssen dazu gebracht werden, eine "Karriere" als Kofferträger oder Billigputzfrau als akzeptabel zu betrachten. Angestrebt wird der vollflexible Dienstleistungsmensch, der seine gesamte Energie darauf verwenden muss, das Existenzminimum zusammenzuputzen, dies aber nicht als Erniedrigung, sondern als "Unternehmertum" versteht. Vom Proletarier über den Arbeitslosen zum Domestiken soll die Entwicklung normativer Biographien verlaufen und in die Refeudalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse münden. Damit verbunden ist nicht nur die Zerstörung sozialer Sicherungssysteme, sondern auch der Versuch, den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit "in" die Subjekte zu verlegen. Die Menschen sollen sich von früh bis spät mit ihrer eigenen Verwertung befassen, sie sollen zu Veränderungen ihrer Lebenssituation in unbegrenztem Umfang bereit sein. Sie sollen in jeder Hinsicht den Vorstellungen des Kapitals entsprechen. Die neoliberale Normativität ist damit zugleich eine Programmatik äußerster Entfremdung.
Inwieweit es der politischen Linken gelingen wird, den Anspruch einer solidarischen Gesellschaft gegen die organisierte Asozialität des Neoliberalismus zur Geltung zu bringen, ist nicht abzusehen. Erste Aufgabe bleibt die entschiedene Kritik der Verhältnisse, in denen eine wachsende Zahl von Menschen den Luxus kapitalistischer Eliten mit einer unwürdigen Armutsexistenz bezahlen muss und fortschreitender Demokratieabbau im Verein mit massenmedial verordneten Ressentiments gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen und der von herrschender Seite geförderten Verdinglichung der Menschen zu betriebswirtschaftlichen Rechengrößen die Gefahr einer autoritären Formierung von Staat und Gesellschaft geradezu herausfordert.
Anmerkungen
Zuerst veröffentlicht in:
UTOPIE kreativ, Heft 121/122 (November/Dezember 2000), S. 1052-1065
1 Die Kritische Psychologie entstand im Zuge gesellschaftlicher Emanzipationsbewegungen am Ende der sechziger Jahre an der FU Berlin. Sie wandte sich gegen die gesellschaftliche Funktion traditioneller Psychologie als Anpassungs- und Herrschaftswissenschaft und beanspruchte, eine grundlegende Neuformulierung der Psychologie zu erarbeiten. Als Ergebnis der umfangreichen Forschungstätigkeit ihrer Protagonisten, inbesondere ihres Begründers Klaus Holzkamp, liegt heute das weitgehend geschlossene Gebäude einer marxistischen Subjektwissenschaft vor. Obwohl sie einen wichtigen und sinnvollen Ansatz darstellt, sieht sich die Kritische Psychologie seit ihrer Entstehung massiven Angriffen des akademischen Establishments und der Ministerialbürokratie ausgesetzt und ist inzwischen - nachdem sie in den siebziger und achziger Jahren eine gewisse Bedeutung erlangt hatte - weitgehend marginalisiert.
2 Eduardo Galeano: Ich weigere mich, eine Ware zu sein. Neues Deutschland vom 18.7.1997, S. 14
3 Oskar Negt: Neuzugänge zum Marx'schen Denken. Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Heft 30, 1997(2), S. 38
4 Hans-Peter Martin/Harald Schumann: Die Globalisierungsfalle. Reinbek 1997, S. 10ff.
5 Vgl. Zygmunt Bauman: Glokalisierung oder: Was für die einen Globalisierung ist für die anderen Lokalisierung. Das Argument 217, 1996 (5/6), S. 659
6 Festzustellen ist ein "die Gesellschaft durchziehender Resignationsprozess (...). Es mutet schon gespenstisch an, wie es der radikale Neoliberalismus fertigbringt, seine Prinzipien in den Seelen zu verankern, so dass viele seiner Opfer selbst dann noch für ein Wirtschaftswachstum mitfiebern, wenn dessen Gewinne zu ihren Lasten nur einer Wohlstandsschicht zufließen. (...) Die Benachteiligten fühlen sich mitverantwortlich, das von oben bewirkte Auseinanderbrechen der Gesellschaft zu verschleiern, indem sie die steigenden Unternehmensgewinne und die explodierenden Dividenden, von denen für sie nichts abfällt, in einer selbstentfremdenden Identifizierung mit den Mächtigen hinnehmen". Dieses Zitat schrieb die Tageszeitung Neues Deutschland in ihrer Ausgabe vom 30.5.1998 irrtümlicherweise der Schriftstellerin Gabriele Wohmann zu. Die tatsächliche Herkunft konnte nicht ermittelt werden
7 Vgl. Klaus Holzkamp: Grundlegung der Psychologie. Frankfurt am Main/New York, 1983, S. 374 ff.
8 a.a.O.
9 Herbert Schui: Neoliberalismus: Das moderne Projekt der Gegenaufklärung - Nachfragerestriktion: Das Hemmnis des entwickelten Kapitalismus. Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Heft 31, 1997 (3), S. 31
10 Roman Herzog: Aufbruch ins 21. Jahrhundert. Berliner Rede vom 26. April 1997. In: Manfred Bissinger (Hg.): Stimmen gegen den Stillstand. Roman Herzogs "Berliner Rede" und 33 Antworten. Hamburg, 1997, S. 14
11 Karl Marx : Das Kapital, Bd. 1. MEW Bd. 23. Berlin (DDR), 1970, S. 765
12 Hans-Jürgen Podszuweit: Zur Logik der Standortpolitik. Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Heft 25, 1996 (1), S. 188
13 Gerhard Schröder: Gegen den Luxus der Langsamkeit. In: Manfred Bissinger, M. (Hrsg.): Stimmen.... a.a.O., S. 206 u. 208
14 Clemens Knobloch: Standort-Rhetorik. http: //www.bdwi.org/bibliothek/knobloch.htm
15 a.a.O.
16 Roman Herzog: Aufbruch ins 21. Jahrhundert... a.a.O., S. 15
17 Heidi Schüller: Wir Zukunftsdiebe. Berlin, 1997, S. 8
18 a.a.O., S. 9
19 a.a.O., S. 41
20 a.a.O., S. 43
21 a.a.O., S. 50
22 a.a.O., S. 16
23 a.a.O., S. 125
24 a.a.O., S. 22
25 Bei den Erfindern dieser "schlanken Linie" aus den Reihen des Toyota-Konzerns klang das bereits Ende der 70er Jahre so: "Die Achtung der Menschenwürde, wie Toyota sie versteht, bedeutet wertlose, parasitäre Menschen, die besser nicht da wären, aus der Belegschaft auszumerzen (...). Um Parasitismus und überflüssige Verrichtung auszurotten, ist eine durchgehende Standardisierung notwendig (...). Wenn nämlich die Arbeit selbst eintönig und einfach ist, wird es leicht, die Existenz parasitärer und überflüssiger Menschen (...) festzustellen. Auf diese Weise hat Toyota eine Atmosphäre geschaffen, die die Teilnahme der ganzen Belegschaft an der Ausmerzung parasitärer Elemente ermöglicht und mit der Achtung der Menschenwürde das Streben nach Rationalisierung verbindet". T. Shimizu: Wirtschaftliche und humane Aspekte eines Systems zur Produktionssteuerung in der japanischen Automobilindustrie. In: Rolf Wunderer (Hg.): Humane Personal- und Organisationsentwicklung. Berlin, 1979, S. 329 f.
26 vgl. Wolfgang Näser: Nachträge und Dokumentation zum Sparpaket und zum Sozialabbau in der Bundesrepublik. http://staff-www.uni.marburg.de/naeser/pr04b.htm
27 Stern Nr. 47 vom 14.11.1996, S. 172
28 Neues Deutschland vom 14.2.1998, S. 1
29 Hans Georg Zilian/Johannes Moser: Der rationale Schmarotzer. Prokla, Heft 77, 1989 (4), S. 34
30 "Die Entrüstung der Rechtschaffenen wird so zur moralischen Panik, die wie der Hexenwahn in der verschütteten Einsicht in die eigene Sündhaftigkeit wurzelt. Der Sündenbock erweist sich dem Stamm gefällig, indem er sich selbst als Vertreter einer Geisteshaltung präsentiert, die sich mit größerer Wahrscheinlichkeit bei anderen findet, dort aber nicht eingestanden wird (...). So wird dem kleinen Sozialschmarotzer der öffentlichen Meinung vorenthalten, was sich Großkorruptionisten immer schon herausgenommen haben - dass ihre Devianz als Produkt jener unternehmerischen Intelligenz interpretiert wird, die angeblich auch die offizielle Wirtschaft in Schwung hält. So wird auch noch die Typisierung abweichenden Verhaltens als 'white-collar'-Kriminalität zum schichtspezifischen Privileg, das mit Zähnen und Klauen verteidigt werden muß". a.a.O., S. 54
31 Heidi Schüller, a.a.O., S. 24
32 a.a.O., S. 53
33 a.a.O., S. 45
34 a.a.O., S. 53
35 a.a.O., S. 75
36 a.a.O., S. 182 u. 184
37 a.a.O., S. 141
38 a.a.O., S. 161
39 a.a.O., S. 142
40 a.a.O., S. 141f.
41 a.a.O., S. 142
42 a.a.O., S. 73
43 Menschen hin und herschieben zu können, ist geradezu eine Lieblingsvorstellung neoliberaler Standortretter. So hielt der Freidemokrat Möllemann als damaliger Bildungsminister bereits 1988 eine bemerkenswerte Bundestagsrede, in der es hieß: "Unser Problem ist heute (...), dass eine mangelnde Mobilität, die eigentlich nicht erklärlich ist, vieles an Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation verhindert. Deswegen lassen Sie uns doch 18-, 19-, 20jährige von dieser verhängnisvollen Mentalität wegbringen, dass sie sagen - ich erlebe das doch, wenn ich frage: Warum geht ihr denn nicht nach Baden-Württemberg? -: Ja, meine Freundin... Mein Gott, da kann ich nur sagen: Auch die Mütter in Baden-Württemberg haben hübsche Töchter. Da werdet ihr euch mit 18 Jahren doch noch ein bisschen umgucken können". Jürgen Möllemann, Bundestagsrede, 15.4.1988, zitiert nach Hans Uske: Das Fest der Faulenzer. Die öffentliche Entsorgung der Arbeitslosigkeit. Duisburg, 1995, S. 50
44 Heidi Schüller: Wir Zukunftsdiebe, a.a.O., S. 104
45 a.a.O., S. 160
46 Elmar Altvater/Birgit Mahnkopf: Grenzen der Globalisierung. Münster, 1997, S. 340
47 Werner Seppmann: Die "Postmoderne" als Realität und Ideologie. Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Heft 31, 1997 (3), S. 148
48 Kommission für Zukunftsfragen, zitiert nach Heinz Kallabis: Der Mensch als Unternehmer seiner Arbeitskraft und Daseinsfürsorge. junge Welt vom 6.2.1998
49 a.a.O.
50 a.a.O.
51 a.a.O.
Zum Autor:
Thomas Gerlach, Diplom-Psychologe, von Ende 1999 bis 2001 Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Initiative und seitdem Mitglied im Beirat, lebt in Berlin.
Literaturhinweis:
Thomas Gerlach: Denkgifte. Psychologischer Gehalt neoliberaler Wirtschaftstheorie und gesellschaftspolitischer Diskurse,
Diplomarbeit im Studiengang Psychologie der Universität Bremen, 2000
Zur Dokumentation der Arbeit auf der Website der "Kritischen Psychologie"
(ca. 780 kb)
| updated 2001-11-22 | Rubrik: archiv.luxemburg-initiative.de | |
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