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Welcher Titel der Bessere wäre, ließ sich nicht entscheiden. Worum es gehen soll, ist da schon klarer. Krise und Kapitalismus, Überwachung und Sozialabbau, Krieg und Bevölkerungspolitik lagen schon immer dicht beieinander. Kaum ist die erste Phase der Globalisierung in die Krise geraten, da erinnern sich die Eliten dieser Welt an jenen Wirtschaftstheoretiker, der schon den ersten Weltkrieg herbeiredete, Joseph Schumpeter. Dessen These von der völligen Vernichtung der hoffnungslos unangepassten Existenzen und der schöpferischen Zerstörung führte das Konzept des (sozialen) Krieges zum Zweck der Modernisierung der kapitalistischen Akkumulation ein.
Mit dem Golfkrieg verkündete Bush senior den Beginn einer Neuen Weltordnung. Deren Charakteristika sind Genozid und Krieg. Der Völkermord in Tschetschenien, der Kosovokrieg, der Angriff auf Afghanistan, der systematische Aufbau von Warlords in afrikanischen Ländern, die Vorbereitung eines dritten Weltkrieges sind nicht bloß klassische Territorialkriege, sondern Erscheinungsform einer kapitalistischen Strategie zur Erneuerung der Ausbeutungsbedingungen und Herrschaftsstrukturen. Neben dem Krieg der Waffen herrscht ein stiller Krieg des Geldes und der Politik. In Polen und der Türkei wird der Landbevölkerung die Existenzgrundlage zerstört, Argentinien in den Zustand einer Armutsregion zurückgedrängt. Im Kriegszustand erfolgt auch der Übergang der europäischen Staatengemeinschaft zur einheitlichen Union, wird die Berliner Republik erschaffen; die Neue Mitte von SPD und Grünen erfindet sich neu als eine Koalition der Feldherren. Im Kriegszustand werden auch wesentliche bürgerliche Freiheiten abgeschafft, sowie neue innere Grenzen errichtet, der Pass wird ersetzt durch Kriterien wie Hautfarbe oder Gesinnung.
Dies zu beschreiben ist eine Sache, doch ebenso drängend wäre eine kritische Theorie und Methode gegen die erschreckende politische Desorientierung in Teilen der Linken, sowie im Gegenzug als Bezugspunkt für eine Theorie der Befreiung. Ob aber die Autoren von Empire, Negri und Hardt, viel zum Verständ-nis und zur Entwicklung von linken Strategien beitragen können, wird ein weiterer Diskussionsgegenstand werden.
Der Referent Detlef Hartmann (Köln), ist Rechtsanwalt und seit längerem als Theorieschaffender in internationalistischen Strömungen der radikalen Linken aktiv.
In Zusammenarbeit mit:
Antirassismusbüro Bremen
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Artikel von Detlef Hartmann, veröffentlicht in "alaska - Zeitschrift für Internationalismus" Nr. 240 (2002), Dokumentation auf der Website der Zeitschrift "Materialien für einen neuen Antiimperialismus"
"Empire" - Debatte
Seminarreihe in Berlin der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Herbst/Winter 2002/2003 zu verschiedenen Aspekten des Werkes, Website der rls mit umfangreicher Linksammlung zur Diskussion über das Buch
| updated 2002-11-27 | Rubrik: programm.luxemburg-initiative.de | |
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